Segelflugsaison 2014 eröffnet

Lange waren die großen Hallentore auf dem Flugplatz Wahlstedt verschlossen, aber am vergangenen Wochenende öffneten sie sich mit metallischem Scheppern und gaben den Blick frei auf die inzwischen imposante Flotte von zehn Segelflugzeugen aller Leistungsklassen. Zunächst mussten aber alle Piloten zur obligatorischen Sicherheitsbelehrung, denn die Segelflieger tummeln sich in einem Luftraum, der im Umfeld der Verkehrsflugplätze Hamburg und Lübeck liegt. So ist gegenseitige Aufmerksamkeit und das strikte Einhalten von Höhenbegrenzungen notwendig, damit sich Airliner und Segelflugzeuge beim Ausnutzen der thermischen Aufwinde nicht zu nahe kommen. Sicherheit ist seit Jahren das grundsätzliche Ausbildungsziel im Flugbetrieb und hat sich nach Ansicht von Ausbildungsleiter und Fluglehrer Eckart Gwildis, Henstedt-Ulzburg, in jeder Hinsicht bewährt. Nicht nur die erfahrenen Piloten profitieren von dem stetigen Auffrischen ihrer Kenntnisse, sondern auch der fliegerische Nachwuchs in Form von fast 20 Jugendlichen kann vieles in komprimierter Form aufnehmen und bei den Schulungsflügen in die Praxis umsetzen.

Nach der Theorie folgte dann aber die eigentliche Betätigung: Das lautlose Gleiten in der klaren Frühlingsluft. Jeder Fluglehrer, Pilot oder Flugschüler macht zum Saisonstart einen sogenannten Überprüfungsstart, um unter Beweis zu stellen, dass er nach der Winterpause alle Flugmanöver und Bedienelemente im Flugzeug fehlerfrei beherrscht. Zusammen mit Fluglehrer Gwildis bereitete sich auch Jan-Michel Mette aus Klein Rönnau zu seinem ersten Start im orangefarbenen Schulungsdoppelsitzer vor. Fallschirm angelegt, Haube verriegelt, Höhenmesser auf Null – Daumen hoch, denn es kann losgehen. Am anderen Ende des Flugplatzes – 800n Meter entfernt – steht die Winde, die mit neuen Schleppseilen bestückt ist und mit ihrem 330 PS starken Turbodiesel den Flieger bei leichtem Seitenwind auf fast 300 Meter Höhe bringt. Von dort ging es dann in weiten Kreisen über Wahlstedt hinweg, immer auf der Suche nach etwas Thermik. Aber Jan-Michel hatte kein Glück, fand keinen Aufwind und leitete in 150 Meter querab vom Flugplatz routiniert seinen Landeanflug ein. Mit knapp 80 km/h setzte er seinen Flieger auf dem Gras der Landebahn auf, rollte aus und strahlte, denn Fluglehrer Gwildis hatte nichts auszusetzen und gab ihm „grünes Licht“, dass er wieder alleine fliegen darf. Die fehlende Thermik bei seinem Flug war nicht sonderlich schlimm, denn selbst die Bussarde, die sonst elegant ihre Kreise in der Thermik ziehen, mussten kräftig mit den Flügeln schlagen, um in die Höhe zu kommen.

Trotz des noch kalten Windes harrten die Segelflieger bis zum späten Nachmittag aus, um einen Piloten nach dem anderen in die Luft zu bringen und alle Überprüfungsstarts absolvieren zu können. Gwildis, der bei Lufthansa Technik in Hamburg arbeitet, zeigte sich insgesamt sehr zufrieden mit den Leistungen seiner Piloten und Flugschüler. „Der Seitenwind war eine kleine Herausforderung, aber die fliegerischen Fertigkeiten haben bei keinem Flieger Anlass zu grundsätzlicher Kritik gegeben. Echt super, wie die Piloten gestartet und gelandet sind.“ Und mit etwas Neid schaute er dabei auf Kassenwart Lars Hartwig, Groß Rönnau, der unerwartet noch den einzigen Aufwind des Tages erwischte und in einem schneeweißen Hochleistungs-Einsitzer eine gute Dreiviertelstunde über Wahlstedt unterwegs war. Hartwig gab hingegen seinen Dank an einen der gefiederten Freunde der Segelflieger weiter, denn es war ein kleiner Raubvogel, der in die Thermik eingekurvte, und ihm in
seinem Flieger den Weg wies.