Endlich wieder ins Auswärtsfluglager!
So wohl wir uns am heimischen Flugplatz in Wahlstedt auch fühlen, hin und wieder zieht es uns in die Ferne. Deshalb fährt der LSV Segeberg seit geraumer Zeit alle zwei Jahre ins Fliegerlager zu einem anderen Verein. Einerseits wegen des besseren Flugwetters, andererseits, um das Fliegen an einem fremden Platz unter ungewohnten Bedingungen zu trainieren. Nachdem wir durch Corona ein Jahr aussetzen mussten, ging es nun Anfang Juli 2022 endlich wieder los!
Nach eingehender Recherche, entschieden wir uns für „Zell-Haidberg“. Ein netter kleiner Platz im Fichtelgebirge und Heimat der „Luftsportgruppe Münchberg“, unseres Gastgebers. Mit thermisch günstiger Lage, ausreichend langer Startbahn, einem gemütlichen Clubheim und guter Infrastruktur eine ausgezeichnete Wahl.
Etwas aus der Übung, aber mit reichlich Vorfreude, ging es an die Vorbereitung, denn vieles ist zu tun und an vieles ist zu denken, wenn man praktisch mit dem gesamten Verein für zwei Wochen ins „Ausland“ (Bayern) fährt. Nach einer gemeinsamen Vorbesprechung waren dann die meisten Unklarheiten beseitigt und die anstehenden Aufgaben verteilt. Am letzten Sonntag vor dem Lager ging es endlich richtig los: Alle Flugzeuge wurden demontiert und auf die Anhänger verladen, das nötige Equipment wurde zusammengesucht und verstaut.
Fertig! Jetzt kann es losgehen. 🙂
Tag 1 – Samstag: Anreise zum Flugplatz Zell-Haidberg
Der frühe Vogel steht nicht im Stau. Um 0500 trafen wir uns, um die letzten Gepäckstücke zu verteilen (hier konnte man beobachten, wer Übung in Tetris hat) und die Flugzeuge anzuhängen. Ab 0600 ging es dann endlich los Richtung Urlaub. Zell-Haidberg, wir kommen!
Unsere Planung ging auf und die Vorhut, die ohne Anhänger fuhr, kam ohne Stau nach 6,5h Fahrt an. Jetzt erstmal häuslich einrichten, Auto ausräumen und Einkaufen, denn für das leibliche Wohl will gesorgt sein. Die Gespanne mit den Flugzeugen trafen bis zum Abendessen ein und das gemütliche beisammen sein konnte beginnen.
Tag 2 – Sonntag: Aufrüsten und Einweisungsflüge
Bei besten Wetter und hoch motiviert wurden die Flugzeuge aus den Anhängern geholt und aufgerüstet. Dann konnte endlich geflogen werden. Nach den Einweisungsflügen wurden schon die ersten kleineren Strecken verbucht. So kann es weitergehen!
Tag 3 bis 5: Fliegen, Fliegen, Fliegen …
Und es ging so weiter …
Bei phantastischem Wetter wurden große und kleinere Strecken erflogen und jeder Tag bis in die Abendstunden genutzt. Wer braucht schon Abendessen, wenn man noch fliegen kann…
Eine kleine Statistik der Streckenflüge in 3 Tagen:
- Starts: 21
- Flugzeit: 58h
- Strecke: 3530km
Besser hätten wir uns den Start ins Sommerlager nicht wünschen können.
Tag 6 & 7 – Donnerstag & Freitag: Erholung, Kultur und Basteln
Dieses gute Wetter sind wir einfach nicht gewohnt und so kam der Regentag am Donnerstag genau zur rechten Zeit, um sich etwas zu erholen und die Sehenswürdigkeiten in der Nähe abzuklappern oder einen Nachmittag im nahen Tschechien zu verbringen. Wenn man in Bayern Urlaub macht, ist auch ein Besuch im Biermuseum Pflicht.
Als Freitagmorgens immer noch trübes Wetter vorherrschte, fand man vormittags Zeit für das eine oder andere Bastelprojekt und zum Haubeputzen. Am frühen Nachmittag, klarte es soweit auf, dass der Rest des Tages noch gut für die Anfängerschulung genutzt werden konnte.
Tag 8 & 9 – Samstag & Sonntag: Der Sommer macht Pause
Am Ende der ersten Woche kamen die nächsten Teilnehmer an und die Essenstafel musste erheblich verlängert werden. Durch das durchwachsene Wetter waren leider keine Streckenflüge möglich. Nichtsdestotrotz schafften es kämpferische Piloten ein paar Stunden in Platznähe in der Luft zu bleiben.
Am Wochenende wurden die Phasen zwischen den Regenschauern für die F-Schlepp (Flugzeugschlepp) Ausbildung sowie Auffrischung genutzt. Bei einem sogenannten F-Schlepp werden die Segelflugzeuge durch ein Motorflugzeug nach oben gezogen. Das hat diverse Vorteile, da Ausklinkhöhe und -ort vom Piloten bestimmt werden können. Da wir in Wahlstedt nicht immer ein Schleppflugzeug vor Ort haben, war der Bedarf an F-Schleppstarts erwartungsgemäß groß und so kamen insgesamt 32 Flüge dieser Startart zusammen.
Tag 10 – Montag: Das Wetter wacht wieder auf
Nach einem mittlerweile schon gewohnt trüben Morgen, schenkte uns der Tag zum Nachmittag ein Wetter, wie wir es aus den ersten Tagen kannten. Ordentliche Thermik und gute Wolkenhöhen verleiteten sogar den einen oder anderen, sich trotz später Stunde auf kleinere Streckenflüge zu trauen und so wurden bis zum späten Abend tatsächlich noch 1.466 km zusammengeflogen.
Den Abend haben wir in gewohnt geselliger Runde mit Streckenplanungen verbracht, denn der Wetterbericht für den nächsten Tag versprach, was dieser Nachmittag bereits ankündigte: Hammerwetter.
Tag 11 – Dienstag: Der Tag der Tage?
Den einschlägigen Wetterdiensten zufolge, war dies DER Tag. Leichte Spannung machte sich beim Frühstück unter den Streckenfliegern breit und auch die Flugschüler bangten um ihre Plätze im Schulungsdoppelsitzer, denn auch der soll heute für einen 50km Flug (der letzte Schritt in der Segelflugausbildung vor der praktischen Prüfung) den Platz verlassen – heute will wirklich jeder fliegen! So drehte sich bis zum Briefing alles um die Frage: Wer fliegt wann was? Aber schnell wurden Lösungen gefunden und Kompromisse gemacht, sodass am Ende alle zufrieden ihre Flugzeuge vorbereiten konnten.
Leider ließ der Wind sich gar nicht überzeugen, in die gewohnte Richtung zu drehen, sodass die ersten ungeduldigen mit Rückenwind starten mussten, während sich andere für einen Flugzeugschlepp entschieden. Danach beugten wir uns Petrus und wechselten die Startrichtung.
Auch der Rest des Wetters hat den Bericht offenbar nicht gelesen, denn der versprochene Hammertag wurde es nicht. Anfangs niedrige Wolkenhöhen und mühsame Thermik bereiteten den Piloten Probleme, sodass fast alle geplanten Aufgaben frühzeitig abgebrochen wurden. Lediglich die 50km Pilotin schaffte ihre Strecke – Glückwunsch, jetzt steht dem Pilotenschein nichts mehr im Wege!
Trotz allem, brachte der Tag wieder knapp 1.900 km, das kann sich sehen lassen.
Tag 12 – Mittwoch: Wandertag und „Welle“ fliegen
Am Mittwoch zeichnete sich schnell ab, dass der Tag eher Mau werden würde. Starker Wind und eine Wolkendecke machten die meiste Thermik zunichte. Also ein geeigneter Tag, um wandern zu gehen und den nahen Haidberg zu besteigen, mit dem Hintergedanken, dass man von dort sicher schöne Bilder von den Flugzeugen in der Südplatzrunde machen kann. Über Stock und Stein, kämpften wir uns den „Berg“ hoch, bis wir über einen Wanderweg stolperten, der uns die Sache deutlich erleichterte. Der Gipfel bot zwar nicht ganz den erhofften Ausblick, dafür aber einen schönen Platz, um gemütlich das (zweite) Frühstück einzunehmen.
Den ganzen Tag über, lockten, südlich von Zell, wunderschöne Lenticulariswolken mit der Hoffnung aufs „Wellefliegen“ und am Nachmittag versuchten einige ihr Glück. Die wenige Thermik des Tages reichte, um sich an die Wellenwolken heranzukämpfen, doch die wellenunerfahrenen Flachlandflieger mussten viel herumprobieren und am Ende gelang es nur einem für eine kurze Zeit in dem Wellenaufwind zu steigen.
Auch die Schulung kam am Mittwoch nicht zu kurz und es wurde eine erfolgreiche B-Prüfung geflogen.
Tag 13 & 14 – Donnerstag & Freitag: die letzten Tage genießen
Donnerstag und Freitag waren für uns leider die letzten beiden Flugtage in Zell-Haidberg für dieses Jahr. Diese wurden bei durchwachsenem Wetter noch einmal ausgiebig genutzt. Neben einigen längeren Flügen konnten auf dem Streckenflugkonto auch weitere 200km verbucht werden.
Am Donnerstag nutzten 2 Kameraden die Gunst der Stunde und flogen mit einem Motorsegler nach Zell am See. Sie genossen die kulinarischen Künste am Flugplatz in Zell am See genauso wie die großartige Aussicht über den Alpen.
Am Freitag war es dann soweit und ein Flugschüler konnte seine ersten 3 Alleinflüge absolvieren. Dies ist ein besonderer Moment für jeden Piloten, da das erste mal kein Fluglehrer mehr auf dem hinteren Sitz Platz nimmt. Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen A-Prüfung!
Abends wurde alles für die Abreise am nächsten Tag vorbereitet. Es wurden die Flugzeuge abgerüstet, die Anhänger gepackt und alle benötigten Utensilien wieder auf die Autos verteilt. Wir ließen den letzten Abend auf der Terrasse ausklingen und genossen noch einmal einen dieser eigentlich viel zu kitschigen Sonnenuntergänge. 🙂
Tag 15 – Samstag: Abreise
Mit einem weinenden und einem lachenden Auge haben wir am Samstag die Reise gen Norden angetreten. Alle Gespanne kamen gut am heimischen Flugplatz an und so konnten am Sonntag wieder alle Flugzeuge für den Flugbetrieb in Wahlstedt aufgerüstet werden.
Fazit
Es war ein sehr erfolgreiches und gelungenes Sommerlager wie es schöner kaum hätte sein können. Herzlichen Dank an die Zell-Haidberger für die phantastischen zwei Wochen. Wir kommen gerne wieder bei euch vorbei!